
Rückenschmerzen durch Stress und Angst
Von: Redaktionsteam Rückenguru
Letzte Aktualisierung: 04. Dezember 2025
Fachlich geprüft von: Robert Renner (Physiotherapeut)
Du vermutest, dass deine Rückenschmerzen durch Stress und Angst verursacht werden? Viele Menschen erleben Rückenschmerzen, die genau in Phasen innerer Anspannung auftreten. Dies geschieht oft, wenn Sorgen, Druck oder Ängste überhandnehmen.1
Körper und Seele arbeiten eng miteinander zusammen. Wenn du dauerhaft unter Stress stehst oder dich Ängste belasten, reagiert irgendwann auch dein Körper. Besonders der Rücken spürt das schnell.2
Psychosomatische Rückenschmerzen: Die Auswirkungen von Stress und emotionaler Belastung
Wenn man von psychosomatischen Rückenschmerzen spricht, geht es um Schmerzen, für die sich keine klare körperliche Ursache finden lässt. Trotzdem sind sie real und spürbar. Dahinter steckt nichts Eingebildetes, sondern ein Zusammenspiel aus Stress, Gefühlen und körperlicher Reaktion. Der Körper zeigt, was die Seele gerade trägt.
Was im Körper passiert
Unter Stress oder emotionalem Druck bleibt dein Körper in dauerhafter Alarmbereitschaft. Das sympathische Nervensystem (dein inneres Warnsystem) schaltet auf „Flucht oder Kampf“.
Bei Stress schüttet dein Körper Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus. Das Ergebnis: Muskeln spannen sich an, die Atmung wird flacher und deine Aufmerksamkeit steigt. Kurzfristig ist das sinnvoll, weil dein Körper leistungsfähig bleibt. Wenn du über eine längere Zeit in diesem Zustand bist, bleiben auch die Muskeln unnötigerweise dauerhaft angespannt.3 Das schränkt die Beweglichkeit des Rückens ein und reduziert die Durchblutung an manchen Stellen. Dadurch steigt die Schmerzempfindlichkeit und Rückenschmerzen entstehen, obwohl der Rücken strukturell gesund ist. Der Körper vergisst sozusagen, wie er sich entspannen kann, und selbst kleine Bewegungen lösen Schmerzen aus.
Typische psychosomatische Rückenschmerzen-Symptome
Psychosomatische Rückenschmerz-Symptome sind oft diffus, folgen aber häufig einem erkennbaren Muster:
- Schmerzen verschlimmern sich in stressigen oder angstbesetzten Phasen.4
- Der Rücken fühlt sich verspannt, steif oder blockiert an, ohne dass ein klarer körperlicher Auslöser vorliegt.
- Die Intensität der Schmerzen kann stark schwanken. Mal sind sie deutlich spürbar, mal kaum wahrnehmbar.
- Begleiterscheinungen wie Müdigkeit, Schlafprobleme oder Kopfschmerzen können ebenfalls auftreten.

Muskel- und Gelenkschmerzen durch Stress
Nicht nur der Rücken, auch Muskeln und Gelenke setzen dauerhaften Stress zu. Symptome können sein:
- Ziehen oder Steifheit in Schultern, Nacken, Hüfte oder Beinen
- Druckgefühle in Gelenken oder Sehnen
- Muskelschmerzen, die stärker wirken, als es die tatsächliche Belastung erwarten lässt

Wie Angst Rückenschmerzen verstärken kann
Stress ist der Auslöser, Angst die Verstärkung. Angst ist eine Reaktion des Körpers, die tief in dein Nervensystem eingreift. Sie kann Rückenschmerzen auslösen, verstärken und chronisch aufrechterhalten.

Angst bringt den Körper in Alarmbereitschaft
Bei Angst schaltet dein Körper automatisch in den Überlebensmodus. Muskeln spannen sich an, der Atem wird flach, der Kreislauf beschleunigt sich.
Das passiert auch dann, wenn keine echte Gefahr besteht. Zum Beispiel, wenn man sich Sorgen macht, Zukunftsängste hat oder bsw. berufsbedingt unter Zeitdruck steht. Besonders betroffen sind hier die Rücken- und Nackenmuskeln, die in der Regel bei jeder „Alarmreaktion“ anspannen.

Angst vor Schmerzen hält Schmerz am Leben
Nicht selten entwickelt sich nach schmerzhaften Phasen eine Bewegungsangst. Dieser Angst-Vermeidungs-Kreislauf beschreibt den Teufelskreis zwischen Angst und Schmerz5:
- Du hast Rückenschmerzen.
- Darauf reagierst du mit Angst vor Bewegung.
- Um Schmerz zu vermeiden, reduzierst du deine Bewegungen.
- Durch die Bewegungsreduktion kommt es zu Abnahme der Muskelkraft, verminderter Gelenkbeweglichkeit und erhöhter muskulärer Spannung.
- Dadurch wird das Schmerzempfinden verstärkt, und der Schmerz bleibt bestehen.
Bewegung wird vom Gehirn mit Gefahr verknüpft. Jedes Mal, wenn du dich bewegst, „warnt“ dich dein Körper vorsorglich mit Schmerz.


Angst verändert dein Schmerzgedächtnis
Langanhaltende Angst kann dein Nervensystem überempfindlich machen. Das nennt man zentrale Sensibilisierung. Das Gehirn speichert Schmerzreize intensiver ab und reagiert schneller und stärker auf sie. Dadurch kann selbst eine kleine Verspannung wie ein ernster Schmerz empfunden werden.

Angst beeinflusst Atmung und Haltung
Bei Angst atmest du häufig flach und hoch im Brustkorb. Dadurch bleibt dein Zwerchfell, ein zentraler Atemmuskel, unbewegt. Die Rumpfmuskulatur übernimmt Stabilität, der Rücken spannt sich an, die Beweglichkeit nimmt ab.
Hinzu kommt: Angst führt oft zu Schonhaltungen, z.B. Schultern hochgezogen oder den Körper nach vorne geneigt. Diese Körperhaltung signalisiert deinem Nervensystem weiter „Gefahr“, wodurch sich der Kreislauf aus Anspannung und Schmerz fortsetzt.
Strategien gegen stress- und angstbedingte Rückenschmerzen
Rückenschmerzen, die durch Stress oder innere Anspannung entstehen, sind ein deutliches Signal deines Körpers. Die gute Nachricht: Du kannst aktiv etwas dagegen tun. Wer lernt, Stress und emotionale Anspannung zu regulieren, kann häufig auch Rückenschmerzen lindern.6
Die folgenden Strategien basieren auf aktuellen Erkenntnissen aus Psychologie, Stressforschung und moderner Schmerztherapie:

Nervensystem beruhigen und Angst verstehen
Stress aktiviert unseren Körper wie einen Alarmknopf: Herzfrequenz, Muskelspannung und Schmerzempfinden steigen. Bleibt dieser Zustand bestehen, kann das negative Auswirkungen auf deinen Rücken haben. Verspannungen und Beschwerden können chronisch werden.
Atemübungen, Meditation oder achtsame Körperwahrnehmung können helfen, das Nervensystem zu regulieren.7 Wissenschaftliche Studien zeigen, dass solche Methoden die Aktivität des sympathischen Nervensystems senken und die natürliche Entspannungsreaktion fördern. Sobald dein Körper Sicherheit signalisiert bekommt, können sich häufig auch die Verspannungen im Rücken lösen und die Beschwerden lassen nach.
Betrachte deine Ängste nicht als Gegner. Betrachte sie vielmehr als ein Signal deines Nervensystems. Die Angst zeigt, dass dein Körper sich schützen will. Anstatt sie ignorieren, hilft es, sie wahrzunehmen und zu hinterfragen. Frage dich: Was will mir mein Körper gerade sagen? Manchmal steht hinter der Angst einfach Überforderung, Erschöpfung oder ein Bedürfnis nach Sicherheit. Wenn du die Angst verstehst, verliert sie an Macht.

Entspannung bewusst üben
Entspannung ist kein passives Geschehen, sondern ein trainierbarer Zustand. Techniken wie progressive Muskelentspannung, Yoga, Massagen oder Atemfokussierung reduzieren die Ausschüttung von Stresshormonen und unterstützen die Regeneration. Schon wenige Minuten täglich wirken messbar auf Herzfrequenz, Atmung und Muskelspannung. Mit regelmäßiger Übung entwickelt dein Körper eine Art innere Routine für Ruhe, was ein wichtiger Schlüssel für weniger Schmerzen sein kann.
Unsere Empfehlung:
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Bewegung mit Vertrauen
Eingangs haben wir bereits den Angst-Vermeidungs-Kreislauf erwähnt. Um ihn zu umgehen, sollte regelmäßige, sanfte Bewegung beibehalten werden: Spazierengehen, Dehnen oder leichte Rückentkräftigungsübungen zeigen deinem Körper, dass Bewegung sicher ist. Jede positive Erfahrung kann das Vertrauen in deinen Rücken stärken und unterbricht den Kreislauf aus Angst und Anspannung.
Gerade Dehnübungen können dabei helfen, Verspannungen zu lösen und Beweglichkeit zurückzugewinnen. Zur Unterstützung der wichtigen Hüftbeuger-Muskeldehnung und der Brustmuskeln empfehlen wir den Rückenretter. Wir nutzen ihn regelmäßig am Abend und er ist fester Bestandteil unserer Routine geworden. Schon nach rund zwei Wochen täglicher Anwendung konnten wir bei uns Beweglichkeitsfortschritte feststellen.
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Unterstützung annehmen
Wenn Rückenschmerzen und Ängste über längere Zeit anhalten, ist professionelle Begleitung sinnvoll. Psychotherapeutische Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Stressreduktion oder körperorientierte Ansätze wie Somatic Experiencing können helfen, Stressmuster zu lösen und die Selbstregulation des Körpers zu fördern.
Auch Physiotherapie, medizinische Beratung und ganzheitliche Schmerzprogramme können wertvolle Unterstützung bieten. Wissenschaftlich gilt: Eine Kombination aus körperlicher und psychologischer Behandlung wirkt meist am nachhaltigsten.

Selbstfürsorge und Alltag
Erholung, Schlaf, Ernährung und soziale Beziehungen sind sehr wichtig für ein stabiles Nervensystem.8 Kleine Pausen, Bewegung an der frischen Luft oder bewusste Momente der Ruhe helfen, Energie aufzubauen. Selbstfürsorge bedeutet, auf dich zu achten, bevor dein Körper Alarm schlägt. Sie ist keine Nebensache, sondern die Grundlage für Heilung und langfristige Schmerzfreiheit.
Wann du zum Arzt solltest
Auch wenn Stress und Angst häufige Ursachen für Rückenschmerzen sind, solltest du körperliche Gründe nicht ausschließen. Such ärztlichen Rat, wenn:
- die Schmerzen über Wochen anhalten,
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln auftreten,
- du plötzlich Kraftverlust oder Lähmungen bemerkst,
- die Schmerzen nach einem Unfall einsetzen.
Ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem Körper, Geist und Emotionen gemeinsam betrachtet werden, ist immer die beste Wahl.
Häufige Fragen zu psychosomatischen Rückenschmerzen
Ja, Psychotherapie kann bei stress- und angstbedingten Rückenschmerzen helfen. Studien zeigen, dass das Therapieren von Stress, Angst und innerem Druck Schmerzen reduzieren und Beweglichkeit verbessern kann.
Ja, Angst kann Rückenschmerzen auslösen. Sie aktiviert das Stresssystem, wodurch sich Muskeln verspannen und die Durchblutung im Rücken sinkt. Wird Angst chronisch, kann sie Schmerzen verstärken oder aufrechterhalten.
Bei psychosomatischen Rückenschmerzen helfen Bewegung, Entspannung und gezielter Stressabbau. Kombiniere körperliche Aktivität mit Achtsamkeit, um Körper und Emotionen in Balance zu bringen und die Schmerzen nachhaltig zu lindern.
Psychisch bedingte Rückenschmerzen nehmen meist in stressigen oder ängstlichen Phasen zu. Wenn sie sich ohne körperlichen Grund verändern oder durch Entspannung bessern, deutet das auf eine psychosomatische Ursache hin.
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- Choi S. et al. (2021): Association between chronic low back pain and degree of stress: a nationwide cross-sectional study, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8282867/, abgerufen am 07. November 2025. ↩︎
- Ramond, A. et al. (2011): Psychosocial risk factors for chronic low back pain in primary care – a systematic review, https://academic.oup.com/fampra/article-abstract/28/1/12/498957, abgerufen am 07. November 2025.
IASP (2021): Psychology of Back Pain, https://www.iasp-pain.org/resources/fact-sheets/psychology-of-back-pain/, abgerufen am 07. November 2025. ↩︎ - Hanibal, K., Bishop, M. (2014): Chronic Stress, Cortisol Dysfunction, and Pain: A Psychoneuroendocrine Rationale for Stress Management in Pain Rehabilitation, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4263906/, abgerufen am 07. November 2025. ↩︎
- Croft, P. (1995): Psychologic distress and low back pain. Evidence from a prospective study in the general population, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8747252/, abgerufen am 07. November 2025. ↩︎
- Hanibal, K., Bishop, M. (2014): Chronic Stress, Cortisol Dysfunction, and Pain: A Psychoneuroendocrine Rationale for Stress Management in Pain Rehabilitation, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4263906/, abgerufen am 07. November 2025. ↩︎
- Choi S. et al. (2021): Association between chronic low back pain and degree of stress: a nationwide cross-sectional study, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8282867/, abgerufen am 07. November 2025. ↩︎
- Donnino M. et al. (2021): Psychophysiologic symptom relief therapy for chronic back pain: a pilot randomized controlled trial, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8476063/, abgerufen am 07. November 2025. ↩︎
- Buruck, G. et al. (2019): Psychosocial areas of worklife and chronic low back pain: a systematic review and meta-analysis, https://bmcmusculoskeletdisord.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12891-019-2826-3, abgerufen am 07. November 2025. ↩︎
